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Wissenschaftler sind Simulanten

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Da der Auswurf des isländischen Vulkans dessen Namen man nicht aussprechen kann, den Flugverkehr über ganz Europa lahmgelegt hat, haben wir einen Kollateralschaden zu beklagen: Die Simulation. Sie sei ungenau, untauglich und schaffe Abhängigkeit. Vom Vulkanasche- zum Klimamodell ist es dann nicht mehr weit. Ich glaube hier muss ein Missverständnis geklärt werden.

Simulationen dienen dazu, die Realität eben so gut wie möglich nachzuahmen. Manche sind besser, manche sind weniger gut. Die weniger tauglichen kann man verbessern, wenn man schaut wo man falsch gelegen hat und analysiert warum. So kann man auch die guten noch besser machen. Es ist mir ein Rätsel wie man von der Art eines Werkzeugs auf dessen Qualität schliessen will. Genau dies machen aber diejenigen, die wie zum Beispiel in diesem FAZ Artikel1 gleich ein “neues Zeitalter intellektueller Knechtschaft” ausrufen. Ich habe ein Metallsäge gekauft, die hat mich enttäuscht, daraus schliesse ich, Sägen sind untaugliche Mittel um Dinge zu halbieren.

Eine Knechtschaft ensteht nur, wenn man sich der Simulation einfach unterwirft. Gerade die Wissenschaftlerinnnen und Wissenschaftler wissen sehr gut wo die Grenzen ihres Wissens liegen. Sind doch diese Grenzen genau das, woran sie sich tagtäglich abrackern beim Versuch sie auszuweiten. Das Problem liegt zum Teil wohl in der Publikumswahrnehmung. Man erwartet wie so oft Gewissheit. Diese kann die Wissenschaft aber sehr selten liefern. Es sind nur Wahrscheinlichkeiten und Annäherungen die sie im Angebot hat und damit will man nicht leben.

Vielleicht ist es einleuchtender wenn man an die ganzen anderen Simulationen denkt, die zum Alltag gehören und kaum hinterfragt werden. Sind nicht auch repräsentative Umfragen Wahlsimulationen? Werden nicht diese häufig kritisiert, weil durch den medialen Umgang mit solchen Umfragen die vielen Wenn und Aber einfach verloren gehen? Sollten wir aufhören Autos und Kindersitze durch Crash-Tests zu lassen, weil dies nur simulierten Tests sind? Sollen Nuklearwaffen wieder draussen im Meer getestet werden und nicht mehr durch Computersimulationen? Gerade in der Luftfahrt gibt es vieles, was ‘simuliert’ ist. Wollen wir lieber auf “Intuition” vertrauen (wieder die FAZ) statt auf Flugsimulatoren wenn es um Pilotenausbildung geht? Und die Wettervorhersage könnte die Luftfahrt in Zukunft doch auch getrost ignorieren, Wolken erkennt doch jeder Pilot. Auch warum für den Flugzeugbau im Windkanal Luftströme nur simuliert werden ist doch seltsam.

Natürlich galt die Hauptkritik der Computersimulation. Doch diese ist auch nur eine Form einer ganzen Palette von Werkzeugen, die die Realität eben mehr oder weniger nachahmen. Und wenn die Simulation nichts taugt, dann muss sie verbessert werden. Solange man die Simulation nicht mit der Realität verwechselt, ist sie eine wichtige und nützliche Entscheidungshilfe. Nächstes mal weiss man dann auch schon mehr über die Aschenausbreitung. Dieses mal hatte man zumindest die Simulation.

1 Einmal in Richtung Twitter zu jjoeris an den Hut getippt.

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